Pflanzenkunde

 

Das Alpenveilchen

 

 

 

Das Alpenveilchen

 

Mehr als hundert Jahre geduldigen Hegens und Pflegens haben unsere Gärtner gebraucht, um aus dem bescheidenen Cyclamen persicum, das in den Bergen von Nazareth, in Griechenland, Syrien und auf Zypern wild wucherte, das Alpenveilchen zu züchten, das heute zur Winterszeit auf allen Fenstern seine üppige Blütenpracht zur Schau stellt. Es gibt wohl keinen Blumenfreund, der die nickenden gelben, roten, weißen oder geflammten Köpfchen mit den stolzen, an den Spitzen zurückgeschlagenen Kronenblättern nicht zu seinen besonderen Lieblingen zählt. Bis zu zehn Blütenblättern haben geschickte Kultivateure hervorgelockt: geäderte und gefranste, spiegelglatte und solche, die wie ein Rokoko­kleidchen aussehen. Sie haben ihnen klangvolle Namen gegeben - >Leuchtfeuer<, >Flamingo<, >Brillantlachs<. Sogar den Duft der Wildnis hat ein Züchter wieder hervorgezaubert.

Wer sich recht lange an den graziösen Blütenkrönchen erfreuen will, braucht eine kundige Hand. Das Alpenveilchen muss stets an einem hellen, kühlen Ort stehen, wo es nicht zieht und die Luft etwas feucht ist. Eine breite Verdun­stungsschale auf der Heizung bringt den herzförmigen, rundlichen, grünweiß gezeichneten Blättern schon große Linderung. In der Nähe der Heizung oder auf dem Tisch fällt die Pflanze schon bald zusammen. Ein geeigneter Platz ist der Raum zwischen breiten Doppelfenstern.

Bevor Sie Ihr Alpenveilchen gießen, (niemals kaltes Leitungswasser; immer nur abgestandenes, leichttemperiertes!), prüfen Sie mit dem Finger die Topferde, ob Wasser nötig ist. Blätter und Knospen dürfen keinen Tropfen abbekommen, sonst faulen sie. Und nicht direkt auf die Knolle! Wenn der Gießrand zu knapp bemessen ist, dann einfach den Untersatz füllen. Nach zwei Stunden wird das nicht aufgenommene Wasser weggeschüttet, damit die Wurzeln nicht ertrinken. Viele Jahre dankt Ihnen das Alpenveilchen die Mühe durch einen verschwenderischen Reichtum an Knospen und Blüten.

Ein paar Ratschläge noch dafür, wie Sie die Knollen am sichersten >über den Som­mer bringen<: Nach dem Blühen immer weniger bewässern. (Der Erdballen darf aber nie völlig austrocknen.) Ende Mai den Topf in eine schattige Ecke des Gartens oder des Balkons stellen. Treibt die Knolle im August neue Blätter, dann wird vorsichtig alle Erde ausgeschüttelt, der alte Ballen unter Schonung der gesunden Wurzeln verkleinert und in neue mittelschwere Erde (aus der Gärtnerei) ge­pflanzt. Danach mäßig feucht halten, kühl, luftig und halbschattig placieren und die jungen Blätter zuweilen übersprühen. Im Herbst wandert das inzwischen wieder ansehnlich grüne Töpfchen vors Fenster eines nicht zu warmen Zimmers. Es reckt bald einen vorwitzigen Blütenschnäbel in die Höhe und steht schließlich wieder in voller Blüte. Noch eins: Geschnittene Alpenveilchen halten sich länger, wenn der fleischige Stiel etwa zwei Zentimeter tief eingeschnitten wird.