Mistel

 

 

Pflanzenkunde

 

 

Die Mistel

So verbreitet wie die Mistel selber sind auch die Legenden, die sich um sie gebildet haben. In den grichischen, babylonischen und persischen Mythen findet der Held mit dem durch göttliche Weisung erworbenen goldenen Mistelzweig in der Hand den gefährlichen Weg durch die Unterwelt. In Ostafrika und in Japan spielen Mistelzweige bei religiösen Riten eine große Rolle. Besonders hoch schätzen die Druiden, die Priesterkaste der keltischen Ureinwohner Galliens und Britanniens, ihre lebensfördernde Kraft. Sie nannten sie >Allheiler<; für sie war der Schmarotzer-Strauch das Symbol des wieder steigenden Lichtes, der Schutz vor Krankheit und Gefahr. So ist auch der >Baum des reinen Goldes< in England zu seiner Bedautung als Weihnachtsgrün gekommen.

Ursprünglich hängte man den Mistelzweig in der 12 Nächten nur in Küche und Gesindezimmer auf. Der Magd, die nicht darunter geküßt wurde, prophezeite man, das sie ledig bleiben werde.

Der heilbringende Strauch soll der Sage nach vom Himmel auf die Äste der Eichen gefallen sein. Und nur der Eichen-Mistel wohnen die Zauberkräfte inne.

Mit goldenen Sicheln schnitten schnitten die Druiden - so berichteten die Römer - die Mistelzweige in feierlicher Zeremonie von den Bäumen. Die zarten Äste wurden mit Tüchern aufgefangen, denn sie durften den Erdboden nicht berühren. Als Donner-Besen und Blitz-Zweige wurden sie dann an den Häusern befestigt. Kindern hängte man die blaßgrüne Pflanze an die Wiege.

Die Haselstrauch-Mistel mit den der Mistel eigenen gabelförmigen Zweigen wurde zum Zauberstab des Merkur, der die Unterwelt erschließt, später zur ersten Wünschelrute. (Heute werden sie meist nur noch aus Haselruten angefertigt).

Die Verschmelzung alten Sagengutes mit christlichen Bräuchen zeigt die Tatsache, das Rosenkränze vielfach aus Mistelholz geschnitzt werden.

Die Mistel (Viscum album) ist ein >Epiphyt<: ein Aufsitzer auf Sträuchern und Bäumen. Sie kommt in drei differenzierten Unterarten als Laubholz-Mistel hauptsächlich auf Pappeln, aber auch auf Apfelbäumen, Birken, Robinien, als Tannen-Mistel, auf Weißtannenund als Föhren-Mistel auf Kiefern vor. In nördlichen Breiten ist sie seltener geworden. Sie blüht im Mai, und zwar gibt es männlich blühende und weiblich blühende Pflanzen. An den weiblichen reifen zu Beginn des Winters die perlenartigen Beeren. Die Misteldrossel sorgt für die Verbreitung, indem sie die am Schnabel klebenden Beeren an einem anderen Zweig abwetzt. Bald treiben diese Beeren ihre Saugstränge und Senker in Rinde und Holz der Wirtspflanze.

Das immergrüne Gewächs ist ein Halb-Schmarotzer: es entzieht der Wirtspflanze den Lebenssaft (und wird deshalb manchmal zur Plage), besitzt aber noch eigenes Blattgrün.

Wenn mann die Mistel auch >Hexenbesen< nannte (wegen ihrer Macht, böse Geister zu bannen), so hat sie botanisch doch nichts mit den Hexenbesen gemein, die wir als Wucherungen (von Pilzen verursacht) an manchen Bäumen beobachten können. Diese sind aus Gewebe der Bäume gebildet.