Pflanzenkunde

 

Frauenschuh - Orchidee

 

 

 

 

 

Frauenschuh - Orchidee

Der Wunschtraum eines jeden echten Pflanzenfreundes ist es, in seinem Blumenfenster einmal eine Orchideenblüte zu haben - ein Wunsch, der erfüllbar ist. Unter den etwa 16000 wildwachsenden Arten gibt es mehere, die sich für die Zimmerpflege eignen. Orchideen sind in der Anschaffung teuer, aber ihre geheimnisvoll-bizarre Blütenpracht belohnt den Züchter für alle Ausgaben und Mühen.

Unter den Frauenschuh-Arten (eigentlich >Venusschuh<) ist Paphiopedilum insigne von den feuchten moosbewachsenen Felsen des Himalaja-Gebirges im Staate Nepal am bekanntesten. Es ist eine sogenannte Erd-Orchidee, also eine Art, die im Blumentopf mit erdigem Substrat gepflegt wird. Entscheidend für das Gelingen der Kultur ist das Gießwasser. Es muß unbedingt kalkfrei und ohne jegliche chemischen Zusätze sein, dafür darf es gern sauer reagieren. Das erreicht man, indem man das Wasser kocht oder filtriert und anschließend einen Beutel mit Torfmull darin ausschwengt. Einfach ist es natürlich, Regenwasser zu sammeln; das ist immer richtig. Leitungswasser ist Gift. Brunnenwasser ebenfalls!

Vorteilhaft ist ein kleines Zimmergewächshaus, zum Beispiel ein ausgedientes Aquarium, auf das man eine Glasscheibe legt, oder ein Gehäuse aus Plastikfolie, zur Sonnenseite mattiert, zum Zimmer hin klarsichtig. Darin muß dann eine temperatur von 12 bis 16 Grad Celsius gewährleistet sein und und eine außerordentlich hohe Luftfeuchtigkeit gehalten werden können. Frischluft ist wichtig, doch darf keine Zugluft auftreten. Alle Temperaturschwankungen, seien sie noch so gering, schaden.

Zur Pflege gehört das allmorgendliche Nebeln, damit die Luft feucht genug ist. Die Pflanzen sollen am Abend wieder gut ausgetrocknet sein. In einem Zimmergewächshaus, z.b. aus Plastikfolie, erfüllen sich diese Voraussetzungen von selber, so daß die Zucht viel einfacher ist, als es zunächst aussieht. Fehler sind dabei natürlich trotzdem nicht ausgeschlossen. Allen Hilfebedürftigen zum Trotz: In den größeren Städten befinden sich Orchideen-Gesellschaften, die jeden Ratsuchenden betreuen. Es gibt auch eine ausgezeichnete Literatur über dieses Spezialgebiet.

Nach zwei bis drei Jahren etwa ist das Umpflanzen der Orchidee nötig. Dazu lassen wir uns geeigneten Pflanzstoff aus den Spezial-Gärtnereien schicken. In den neuen, gut ausgewaschenen Topf kommt zuerst eine Lage Tonscherben; dann entfernen wir vorsichtig das meiste vom alten Substrat aus den Wurzeln, stopfen die Lücken voll mit großköpfigen Sphagnum-Moos und setzen die Pflanze mit der Mischung von Lehmbrocken und den gekauften Farnwurzelarten nicht zu fest in den neuen Topf. Zunächst sehr vorsichtig gießen - die Wassertemperatur nicht über 18 Grad!

Das Moos muß ständig vor Feuchtigkeit quellen. Dazu stellen wir den Topf über einen mit Wasser gefüllten Untersatz, der mit großen Kieseln und Scherben gefüllt ist. Der Boden bleibt über dem Wasserspiegel!

Verpflanzt wird im Frühjahr, wenn der neue Trieb gerade einsetzt. Zum Sommer hin ist der Wasserbedarf größer. Gedüngt wird kaum, höchstens in allerkleinsten Mengen.

Nach der Blüte (November) schalten wir zum Winter eine Ruhezeit bei etwa 10 Grad ein. Es wird nur soviel gegossen, wie zur Erhaltung der Wurzeln unumgänglich nötig ist.

Ist das Sphagnum-Moos grau und abgestorben, so stopfen wir von oben hin und wieder frisches nach. Entscheidend ist die schwach saure Reaktion des Substrates. Um Fäulnis auszuschließen, gibt man diesem etwas Holzkohle bei.

Eine Paphiopedilum-Blüte hält sich in der Vase ungefähr sechs Wochen. Ebenso lange erfreut sie uns an der Pflanze im kühlen Raum. Der Liebhaber hat Muße genug, das bezaubernde Wunderwerk der Natur gründlich zu betrachten und genau zu beobachten.