Pflanzenkunde

 

Crassula rubicunda

 

 

 

 

 

Fettpflanzen

Als schützende Vorrichtung gegen das zeitweilig trockenheiße Klima des subtropischen Gürtels unserer Erde hat eine ungemein vielgestaltige Gru ppe von Gewächsen die Fähigkeit erworben, innerhalb ihres Stammes oder ihrer Blätter Feuchtigkeit zu speichern. Die erheblich verdickte Oberhaut schützt die Gewebe vor Sonnenauszehrung und Verbrennung. Die Pflanzen überstehen beharrlich viele Monate ohne Niederschläge. Der Botaniker nennt diese Art von Gewächsen Sukkulenten; man sagt auch Dickblattgewächse oder Fettpflanzen.

Zu ihnen gehören die große Familie der Kakteen, etliche Wolfsmilchgewächse, die >lebenden Steine<, Fetthenne, Hauslauch oder Dachwurz, der Brandbaum (Aloe), Agaven und andere. Sie wachsen hauptsächlich in der subtropischen Zone Südafrikas, Mexikos und Agentiniens, finden sich aber auch an den sonnigen Gestaden des Mittelmeers.

An unserem Blumenfenster wollen die Pflanzen immer hell, sonnig und luftig stehen. Im Winter begnügen sie sich mit einer Durchschnittsthemperatur von zehn Grad. In dieser Zeit wird nur sehr selten bewässert. Die kalten Monate decken sich etwa mit der Ruhezeit der meisten Sukkulenten.

Im Frühjahr beginnt das neue wachstum. Jetzt wird wieder ausgiebiger gegossen. Die Pflanzen, denen der Topf zu eng geworden ist, werden umgesetzt. Die Erde soll sandig und durchlässig sein, nicht aber schwer und nahrhaft. Denn nur in vollem Licht gedrungen gewachsene Exemplare erfreuen (infolge Hungers!) durch malerische Zeichnungen, Färbungen und Blütenreichtum.

Crassula arborea ist wohl die am häufigsten vertretene baumartige Sukkulente.

Mit reizvollen Blütenständen bezaubert uns die in vielen Arten erhältliche Echeverie aus dem südlichen Nordamerika. Sie entwickelt aus einzeln in den Sand gesteckten Blättern neue Pflanzen.

Das Brutblatt (Bryophyllum tubiflorum, auch andere Arten) aus Madagaskar wird als >Goethe-Pflanze< bezeichnet.Der naturwissenschaftlich interessierte Dichter, der das Gewächs aus Italien mitgebracht hatte, hat das Phänomen der Jungpflanzenbildung an den Blattkerben zuerst beschrieben: In Massen ist die >Brut< ringsrum an den Blatträndern aufgehängt und streckt bereits die zarten Würzelchen nach dem Erdboden aus. Bald ist dann jeder Millimeter Erde mit winzigen Pflänzchen übersät.

Ungeheuer vielfältig sind die Formen der weitverbreiteten Fetthennen (Sedum) die durch die Fülleund Farbigkeit ihrer dicken Blattgebilde bestechen.

Unter den Mittagsblumen (Mesembryanthemum) aus dem Kapland haben die aus Stecklingen leicht vermehrbaren Lampranthus wegen ihrer leuchtenden Blütenpracht schnell Liebhaber gefunden. Ihren eigentümlichen Namen verdankt die Pflanze der Tatsache, daß sie nur in trockener Luft bei vollem Sonnenschein ihre Blüten öffnet. Bei aufkommender Luftfeuchtigkeit schließen sich die Blütenkronen schützend über Narbe und Staubgefäßen.