Pflanzenkunde

 

Viola tricolor maxime

 

 

 

 

 

Viola tricolor maxima

Länger als zwei Jahre haben Sie an dieser Stelle Ratschläge zur Pflege Ihres >Blumenfensters< gefunden. Wir haben Ihnen in dieser Zeit die bekanntesten und beliebtesten Topfpflanzen gezeigt. Wir haben Ihnen gesagt, welche Erde Ihre Pflanzenlieblinge verlangen, welches Klima, welches Licht. Mit dem beginnenden Frühjahr wollen wir nun endlich die ungezählten Zuschriften und Fragen beantworten, die uns jene Leser geschickt haben, die ein Blumenbeet oder einen kleinen Garten ihr eigen nennen. Wir werden deshalb künftig von ein ­und mehrjährigen Blumen erzählen, die in unseren Gärten gedeihen, wenn wir sie ihren Bedürfnissen entsprechend pflegen. Wir fangen unsere neue Reihe mit dem Stiefmütterchen an, das uns schon jetzt durch seine leuchtende Blütenfülle erfreut.

Die Ausgangsformen für unser Gartenstiefmütterchen ist das hübsche Ackerunkraut Viola tricolor. Es wandelt die Tönungen seiner zarten Farben während des Blühens vom weißen über einen rötlichen bis zum blauen Farbton.

Im Mittelalter nannte man es Dreifaltigkeitsblümchen, in Frankreich Pensee (Gedanke, im Sinne von >Gedenke mein<, also gleichbedeutend unserem Vergißmein­nicht); in England nennt man es Pansy. Erst im 17. Jahrhundert ist der Name >Stiefmütterchen< aufgekommen. Über seine Entstehung gibt es verschiedene Legenden. Eindeutig geklärt ist sie nicht.

Als die Züchter Anfang des vorigen Jahrhunderts dann verwandte Viola-Arten aus Südeuropa, Südostrußland und Nordamerika zur Einkreuzung heranzogen, entstanden die verschiedenen großblumigen Rassen der Gartenstiefmütterchen. Anfang unseres Jahrhunderts kamen die winterblühenden oder Eis-Stiefmütterchen zur Freude der Blumenfreunde heraus.

Diese Rassen weisen meist einfarbige Namenssorten mit erheblicher Blütenfülle auf. Sie erschöpfen sich jedoch bald und sind deshalb als Frühjahrsflor in Anlagen besonders geeignet. Im Mai werden sie durch eine Sommerbepflanzung abgelöst. In der Schweiz hat man die >Schweizer Riesen< gezüchtet. Sie haben schöngestaltete, mehrfarbige und sehr große Blüten mit meist dunklem Auge und so wunderbar verlaufenden Zeichnungen, daß man phantastische Gesichter zu sehen meint. Es sind nun keine bösen Stief - oder Schwiegermütter mehr; diese scheinen von ihrem Sitz in der Blüte durch leuchtende freundliche Anlitze verdrängt worden zu sein. Die immer weiter fortschreitende Sorten- und Farbmannigfaltigkeit erklärt sich aus dem reichen Erbgut der vielen verschiedenartigen Ahnen.

Stiefmütterchen sind die Pflanzen für die kleinen Beete, für Blumenschalen und Balkonkästen, wo die Schönheit der Einzelblüte gewürdigt wird. Sie können sehr lange blühen. Meist beginnen sie schon im Spätsommer mit einem guten Herbstflor, der durch den Frost manchmal unterbrochen wird. Wenn die Viola tricolor auch winterhart ist, so kann Kahlfrost doch viel schaden. In schneearmen Zeiten sollte man eine leichte Reisigdecke über die Pflanzen breiten. Das neue Blühen hebt im Frühjahr an und kann den Sommer über anhalten.

Der Gärtner sät im Juni/Juli in ein kaltes Frühbeet und pikiert die Sämlinge einmal in lockere Erde. Im September wird an Ort und Stelle gepflanzt. Ob man mit dem Kauf und dem Pflanzen der Stiefmütterchen besser bis zum Frühjahr wartet, hängt vom örtlichen Klima ab. Späte Herbstpflanzung leidet im Winter fast immer, und da im September noch keine Beete frei sind, wäre doch das zeitige Frühjahr zu bevorzugen.

Der Boden soll humushaltig und locker sein. Je schneller er im März abtrocknet und sich erwärmt, desto kräftigere und schönere Stiefmütterchen gibt es. Organischer (Humus-)Volldünger, einige Zeit vor dem Pflanzen eingebracht, wirkt sich günstig auf die Bewurzelung und Blütenentfaltung der Viola tricolor aus.