Pflanzenkunde

 

Narzissen

 

 

 

 

 

Narzissen

Im klassischen Land der Narzissenzucht, in England, sind im Verlauf der letzten hundert Jahre viele tausend Sorten aus den in den Pyrenäen und in den Westalpen wild vorkommenden Arten gezüchtet worden. Die vielen Klassen von Narzissen, von denen sich jeder die Sorte aussuchen kann, die ihm am besten gefällt, schenken dem Gartenfreund ungetrübte und langwährende Freude. Für wenig Geld kann jeder, der ein Blumenbeet sein eigen nennt, im Spätsommer einige der meist doppelnasigen Zwiebeln erstehen. Sie werden sofort auf den Platz gepflanzt, auf dem im Frühjahr die gelben und weißen Glocken leuchten sollen: unter lichtem Gehölz, im Strauchwerk oder zwischen höher werdenden Gartenstauden, jedenfalls an Stellen, an denen zwar zeitweilig gedüngt, aber niemals gegraben wird.

Auf dem Rasen gelingt eine langjährige Kultur der Narzissen nur, wenn der Rasen nicht vor dem völligen Vergilben der Narzissenblätter gemäht wird. Wenn das Laub vor dem Absterben geschnitten wird, kommt im nächsten Jahr keine Blüte, und die Zwiebeln gehen allmählich ein.

In den ersten Tagen des Septembers werden die Knollen etwa 10 bis 15 cm tief in nahrhaften, schwach feuchten Boden gesenkt, damit sie noch vor dem Frost einwurzeln.

Am wirkungsvollsten sind die großblumigen Trompeten-Narzissen (Narcissus pseudonarcissus). Eine gute alte Sorte davon ist zum Beispiel King Alfred. Ähnlich dekorativ sind die großkronigen oder Schalen-Narzissen (Narcissus incomparablis). Ihre Nebenkrone ist kleiner und oft intensiv orange gefärbt. Die Teller­ oder schmalkronigen Narzissen haben, noch flachere Nebenkronen.

Gefüllte Narzissen sind nicht jedermanns Geschmack, weil sie leicht unnatürlich wirken. Dagegen sind die Dichter-Narzissen (Narcissus poeticus) mit ihrer rotgerandeten Nebenkrone im reinweißen Blütenkranz von klarem Blau und strahlendem Farbkontrast. Diese Blüten sind es auch, denen einst zuerst der Name des selbstgefälligen schönen Jünglings der klassischen Sage im alten Griechenland gegeben worden war,

Die Kreuzungen der Dichter-Narzissen mit den vielblumigen Tazetten erfreuen uns als Narzissen - poetaz - Sorten durch den angenehmen Duft der vielen kleinen Blüten, die aus einem Stiel hervorsprießen.

Der glückliche Besitzer eines kleinen Steingartens wird die Zwerge unter den Narzissen, die Wild-Narzissen der südwesteuropäischen Gebirge, die Engelsträhnen - Narzissen, die Reifrock-Narzissen und Jonquillen bevorzugen. Es sind rührende, duftige Kostbarkeiten.

Von Mäusen bleiben die giftigen Narzissenzwiebeln verschont. Krankheiten treten kaum auf. So müßten die Osterglocken, wie die Narzissen bei uns vielfach genannt werden, eigentlich in jedem Frühling ihre Blütenpracht aufs neue entfalten.