Pflanzenkunde

 

Tulpen

 

 

 

 

 

Tulpen

Seitdem der kaiserliche Gesandte O.G. de Busbecq am Hofe Solimans des Großen in Konstantinopel 1554 die ersten Tulpenzwiebeln aus türkischen Hausgärten nach Wien geschickt hat, gibt es regelrechte Hochkonjunkturen in der Tulpenzüchtung. In Holland führte das Tulpenfieber um 1636 zu einer Preissteigerung in schwindelnde Höhen. Ungezählte Sorten hat man inzwischen gezüchtet, viele sind längst vergessen.

Schlank, rank und von klarer Färbung sind die einfachen >frühblühenden Tulpen<. Sie werden auch in Gewächshäusern getrieben und im Winter als Schnittblumen angeboten. Zur selben Zeit, im April, blühen die gefüllten >frühblühenden Tulpen<. Ihr Wuchs ist etwas niedriger. Darauf folgen >Mendel- und Triumph-Tulpen<. Gartenfreunde, die ihre Beete im Mai für andere Pflanzen frei haben möchten, bevorzugen diese Sorte.

Im Mai erfreuen hauptsächlich die edlen >Darwin-Tulpen<. Neuerdings hat man sie noch vervollkommnet: Die >Ideal - Darwin - Tulpen< zeichnen sich durch besonders große Blüten mit differenziertem Farbenspiel aus. Zweifarbig präsentieren sich die >Rembrandt - Tulpen<. Der Liebhaber edler Farbnuancen wählt die bronzegetönten >Breeder Tulpen<, Wer bizarre Formen liebt, pflanzt >Papageien -Tulpen<.

Unter den späten >maiblühenden Tulpen< gibt es hervorragende Züchtungen mit großen Blüten auf kräftigen Stengeln. Den Reigen der köstlichen Tulpenblüte beschließen die >gefüllten späten Tulpen<. Der Tulpenkenner kann außerdem unter mehr als hundert Wildarten aus dem zentralasiatischen Raum über Persien, Kleinasien bis zum Mittelmeer die zauberhaftesten Blütenformen finden.

Hat man sich entschieden, welche Sorten man auf seinem Blumenbeet haben möchte, dann sollte man die Zwiebeln so früh wie möglich bestellen, damit zu Beginn des Herbstes gepflanzt werden kann. Zwar lassen sich Tulpen oft auch bis Dezember setzen; doch die im September und ­Oktober eingesteckten Pflanzen wurzeln wesentlich besser ein, und das wirkt sich günstig auf die Blüte aus.

Der Boden soll sandig-lehmig und alt gedüngt sein. Keinen frischen Dung an die Zwiebeln bringen! Wenn man jedes Jahr neu steckt, wechselt man stets den Platz. Vorteilhaft ist es, Tulpen nicht auf Beete zu pflanzen, die noch Sommerblüten hervorbringen sollen. Zwischen Stauden, wo nicht gegraben zu werden braucht, gedeihen sie trefflich. Sehr günstig ist es beispielsweise, Tulpen zwischen Buschrosen zu ziehen. Dort füllen sie vor dem Austrieb der Rosen das Beet mit ihrem Flor und können nachher im Schutz des Rosenlaubs ganz allmählich einziehen. Während des Sommers liegen sie im Wurzelbereich der Rosen trocken. Durch jähr­lichen Zuwachs an Tochterzwiebeln erfreuen sie stets aufs neue; denn sie blühen etliche Tage früher als im Herbst frisch gesteckte Zwiebeln. Je nach Vitalität der Sorte werden diese Tulpen erst nach drei bis sechs Jahren erneuert, wenn Wuchs­kraft und Boden erschöpft sind.

Soll das Tulpenbeet von Sommerblumen abgelöst werden, dann müssen die Pflanzen nach dem Blühen ausgegraben und an einem schattigen Ort eingeschlagen werden. Nach dem Einziehen putzt man sie ah und bewahrt sie an einem trockenen Platz bis zum neuen Pflanzen auf.

Die Zwiebeln steckt man etwa dreimal so tief, wie sie selber stark sind, also ungefähr zehn Zentimeter tief.

Unangenehm sind die Pilz - Krankheiten des Laubes, die hin und wieder auftreten. Um ihnen zu begegnen, wechselt man am besten den Platz und streut vor dem Pflanzen 70 g Brassicol pro qm, harkt es ein und braust nach dem Stecken gründlich über. Auf das junge Blattwerk wird mehrmals ein pilztötendes Mittel gespritzt, das mit einem Netz oder Haftmittel angerührt worden ist. Gefährliche Feinde der Zwiebeln vor dem Pflanzen in einem Brei von Bleimennigepulver mit Wasser. Das schützt wenigstens im ersten Jahr.