Pflanzenkunde

 

Die Königskerze

 

 

 

 

 

Die Königskerze

Majestätisch streckt im Juni-Juli die Großblütige oder Gewöhnliche Königskerze (Verbascurn thapsiforme) ihre kerzengeraden Blütenschäfte an sonnig-dürren Plätzen zum Himmel empor. Mit Recht bezeichnet man diese in feierlicher Schönheit auf kargen Schuttplätzzen und Halden thronenden Gewächse als Königskerzen. In manchen Gegenden nennt man sie allerdings auch Wollkräu­ter. Dieser weniger dekorative Name rührt daher, daß die alten Griechen die filzigen Blätter einiger Verbascum - Arten zu Lampendochten zerschnitten.

Es gibt eine große Anzahl vielgestaltiger ausdauernder Königskerzen-Stauden. Außerdem kennt man das sogenannte zweijährige Wollkraut, das aus der spätsommerlichen Saatkeimung noch eine junge Pflanze mit großer Blattrose bildet. Diese übersteht den Winter gut und entfaltet sich im kommenden Frühjahr zur prächtig blühenden und fruchttragenden Staude. Danach geht sie ein.

Unter diesen Rachenblütlern, zu denen die Königskerzen gehören, finden sich neben den ansehnlichen Wollkräutern, die allein mit ihren weißfilzigen Blattrosetten sehr hoheitsvoll wirken, auch weniger schöne Stauden von nur kurzer Prachtentfaltung.

Genauso wie sie in der freien Natur auf Kalkfelsen und humusarmen Orten ihre Wurzeln tief im losen Gestein verankern und selber für ausreichende Nahrung sorgen, können die Königskerzen im naturnahen >Wildnisgarten< dauerhaft gedeihen.

An den kerzenschlanken oder pyramida­len Gestalten vieler Arten oder an den mächtigen Kandelabern des Verbascum olympicum und seiner vielfältigen Bastarde öffnen sich die meist gelben Blüten vom Juli bis zum Oktober an jedem Vormittag. Sie blühen nur bis zum Nachmittag desselben Tages, fallen dann ab und übersäen den ganzen Boden. Und täglich wieder öffnen sich neue Knospen. Diese Flores verbasci  liefern eine Droge, die in der Heilkunde Bedeutung hat.

Durch rechtzeitiges Zurückschneiden kann die grandiose Erscheinung des Ver­bascum olympicum noch ein zweites Mal hervorgezaubert werden.

Die Unzahl der wilden Sämlinge sollte man rechtzeitig in weiser Auswahl beschränken. Es genügt, wenn einige davon im folgenden Jahr ihre fürstliche Pracht entfalten. Auch im großen Gartenspiel können nur wenige Auserwählte über das dienende Kleinvolk von Ginstern, Trockenstauden und blaugrauen Steppengräsern zu ihren Füßen herrschen, wenn das rechte Spannungsverhältnis und damit die Ordnung in unserem kleinen Pflanzen­reiche nicht in einem Chaos enden soll.