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Die Herbstzeitlose

Seltsame Dinge geschehen im Reich der Natur: Noch spät im Herbst, wenn alles andere abstirbt, blüht ein Gewächs: die Herbstzeitlose. Ohne jegliches Blatt kommen die zart rotvioletten Blüten aus der nackten Erde; doch der Fruchtknoten erscheint erst im Frühjahr, wenn das üppige Blattwerk hervorquillt.

Giftig ist die Pflanze auch noch. Das Vieh auf den Weiden macht einen großen Bogen um die hellen Blütenkelche. Die heimische Art auf unseren Wiesen heißt Colchicum autumnale. Sie ist für den normalen Garten weniger geeignet. Die Herbstzeitlose enthält das Alkaloid Colchicin. Die Heilkunde verwendet es. Auch in der Pflanzenzüchtung spielt es eine Rolle, weil es durch seine Hilfe möglich ist, Erbanlagen bei Pflanzen zu beeinflussen und somit Mutationen hervorzurufen, also neue Formen zu züchten.           

Der Ursprung der Gattung Colchicum liegt im Vorderen Orient (Kolchis - am Schwarzen Meer). Dorther stammen auch die Arten, die für unsere Heidegärten geeignet sind. Colchicum bornmuelleri und die großblumigen Sorten von Colchicum hybridum wie Lilac Wonder, The Giant und Waterlily gedeihen am besten.

Die mächtigen, bis zu einem halben Pfund schweren Knollen pflanzt man zeitig im Herbst, dreimal so tief, wie sie selber hoch sind. Oft zeigen sich schon Blüten an den Knollen. Deshalb kann man sie auch ganz trocken, ohne Topf und Erde, im Zimmerfenster abblühen lassen. Man muß sie dann später in geräumige Schalen oder Kästen pflanzen.

Die sofort ins Freie gepflanzten Herbstzeitlosen machen im Winter eine Ruhezeit durch und treiben im Frühjahr ihr erstes Blattwerk, mit dem sie die Kräfte für die herbstliche Blütenentfaltung sammeln.

An sonniger Stelle im Steingarten oder vor Nadelgehölzgruppen in leicht lehmigen, nur sehwach feuchten Boden gesetzt, sind die Herbstzeitlosen nach mehreren Jahren eine Pracht. Etwas Dung im Frühjahr und Kalk im Winter tun ihnen gut.

Wenn alle anderen Blumen verblüht sind, erfreuen uns die von Jahr zu Jahr üppiger werdenden dicken Blütenbündel der Colchicum aututnnale. Vor Schädlingen sind sie wegen ihrer Giftigkeit überall sicher.

Manche Colchicum-Arten, die hier allerdings nicht besprochen werden, blühen auch im Frühjahr. Auch beim Krokus gibt es ja Frühjahrs- und Herbstblühende.