Pflanzenkunde

 

Clematis

 

 

 

 

 

Clematis

Wer eine Gartenlaube sein eigen nennt oder im Garten ein nicht zu dicht an der Wand haftendes Gerüst für Kletterpflanzen besitzt, der sucht nach einem schön blühenden Gewächs, das sich daran hochrankt. Für diesen Zweck sind mehrere Arten der Waldrebe geeignet, heimische und ostasiatische. Sie bringen meist un­zählige kleine Blüten hervor. Im Herbst glitzern ihre taubenetzten Fruchtstände im Sonnenlicht.

Die stattlichsten Kletterpflanzen sind die Abkömmlinge der von dem englischen Gärtner George Jackman aus der heimischen Clematis vitalba und ostasiatischen Arten erzielten Hybriden (Kreuzungen). Mit wohlgeformten, vier- bis sechsstrahligen Blütensternen von mehr als zehn Zentimeter Durchmesser erfreuen sie uns vom Juni bis Ende September: in Blau die >Jackmanii<, in Rot >Ville de Lyon<, in Weiß >Madame Le Coultre<.

Ein Spalier am Hause kann so dicht von Blüten übersät sein, daß kein Laub mehr zu erkennen ist. Die sehr dauerhaften Blütenschalen präsentieren sich dem Beschauer voll geöffnet. Dabei fordert die Clematis zu solcher Prachtentfaltung nur sehr wenig gärtnerische Vorkenntnisse.

Als Gewächs des lichten Waidrandes liebt sie zwar für ihre Blüten und Blätter die volle Sonne, doch ihr Fuß soll im Kühlen bleiben. Lockerer, recht humoser Boden, der von der Sonne nie ausgedörrt wird, aber auch nie unter anhaltender Nässe leidet, ist lebenswichtig für die dankbare Pflanze.

Für das Gedeihen der Clematis braucht man einen Platz mit gehaltvoller Erde, zum Beispiel gelockerten Lehmboden, der einen guten Wasserabzug hat. Dort hebt man im Frühjahr eine breite Grube von einem halben Meter Tiefe aus und füllt diese zunächst mit grobem Material wie Schotter für den Wasserabzug. Darauf gibt man guten sandhaltigen Humusboden, vermischt mit Kompost, Lauberde, Kuhdung und dergleichen. Hier pflanzt man die Clematis vorsichtig so tief ein, daß die Veredelungsstelle noch mit in die Erde kommt. Dann wird die ganze Pflanzstelle gemulcht, das heißt: mit kurzem Kuhdung, oder lockerer Streu abgedeckt. (Diesen letzten Vorgang sollte man jährlich wiederholen.) Schließlich gießt man die Pflanze nach dem Mulchen gründlich an.

Zum Schutze gegen sommerlich(, Sonnenstrahlen ist es ratsam, noch einige nur schwach zehrende Halbschattenstauden um die Pflanzstelle zu setzen.

Die längeren Triebe werden beim Pflanzen fast bis zur Hälfte zurückgeschnitten. Auch späterhin werden alle Triebe, beson­ders aber die schwachen, zum Winterausgang kräftig gestutzt. Die verbliebenen Ranken heftet man mit Bast gut am Spa­lier fest. Ein williger Austrieb und reiches Blühen sind der Dank der Pflanze für die aufmerksame Pflege.

Im Sommer muß vor allen Dingen für reichliche Wasserzufuhr gesorgt werden. Nur in sehr kalten Wintern deckt man die Clematis leicht ab; da sie meist sowieso an geschützten Stellen steht, ist es normalerweise nicht notwendig.

Die Vermehrung der Edelsorten erfolgt fast ausschließlich durch Veredelung auf starkwachsenden Wildarten. Darum muß der Gartenfreund junge Topfballenpflanzen aus qualifizierten Baumschulen beziehen. Er kann keine Pflanzen selber ziehen.